wie immer

natürlich weiß ich das alles längst. es ist ja nicht das erste mal; ich habe aufgehört zu zählen. es wird ablaufen wie immer: kennenlernen, nett finden, näher kennenlernen, netter finden, noch näher kennenlernen, noch netter finden. bis jetzt keine hintergedanken. dann eines morgens wach werden, der erste gedanke: der vertraute name. vermissen.

noch wäre es nicht zu spät, die bremse zu ziehen. einfach alles als unverbindliche bekanntschaft deklarieren, farewell my lovely, auf zu neuen ufern. es wäre der geeignete zeitpunkt, es wäre sogar das vernünftigste. aber vernunft macht bestenfalls zufrieden, nicht glücklich. es muß funktionieren, wenn man fest dran glaubt, es muß muß muß – eine jagd auf einhörner.

nein, es ist längst zu spät. der eine blick in die dunklen tiefen ihrer seele war zu viel. weil, es ist dort in wirklichkeit überhaupt nicht dunkel. ich habe das funkeln eines diamanten gesehen, ein splitter aus dem verlorenen paradies.

wie es weitergeht? nächtliche spurensuche, denken im kreis, irgendwann die wände anschreien vor sehnsucht. tränen? warum tränen? es ist doch gar nichts schlimmes passiert. als ich sie noch nicht kannte, war die welt in ordnung. sie zu kennen ist doch keine katastrophe, also warum der schmerz?

(usch 06/01)