pragmatisch gesehen

pragmatisch gesehen ist der gedanke daß liebe untrennbar mit verzicht verbunden ist eine billige ausrede. pragmatisch gesehen ist eine unerwiderte liebe überhaupt keine liebe denn liebe ist per definitionem etwas was auf gegenseitigkeit beruht und was ist eine liebe wert die nur in der phantasie stattfindet die sich niemals der realität stellen muß die sich nie wirklich beweisen muß vielleicht ist das objekt der liebe nur ein gespenst projiziert auf einen realen menschen der zufällig im weg herumsteht. pragmatisch gesehen ist es leicht einen menschen zu lieben der nur deshalb kein schmutziges geschirr herumstehen läßt weil träume kein schmutziges geschirr herumstehen lassen der keine vorwürfe macht der keine eifersucht zeigt der keine erklärungen hören will wenn auch nicht aus verständnisvoller zuneigung sondern weil es ihn wirklich nicht interessiert. pragmatisch gesehen ist die aussichtslose liebe zu einem unerreichbaren menschen eine bequeme flucht vor der eigenen unzulänglichkeit sie kann niemals enttäuscht werden da die enttäuschung ihr bereits innewohnt da sie nicht real ist gibt es nichts reales das sie auslöschen kann sie kann ewig existieren so wie die leere des weltalls ewig existieren kann.

pragmatisch gesehen mag man sich dennoch das recht herausnehmen dieses gefühl das sich nicht auswischen läßt dieses gefühl das den ablauf von tag und nacht diktiert dieses gefühl das so sehr schmerzt und das man doch nicht missen möchte als liebe zu bezeichnen denn es hat keinen eigenen namen das einzige was fehlt ist daß es mit einem ebensolchen gefühl erwidert würde und würde es dann noch der prüfung durch die realität standhalten dann aber wirklich erst dann wäre dieses gefühl wahrhaftig: liebe.

(usch 7/00)